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Story Notes:

Dies ist eine erotische Geschichte, die sich an mündige Erwachsene mit Makro- und Vorarephilie wendet. Sie beinhaltet Darstellungen von physischer und psychischer Gewalt, die für manche Personen verstörend sein könnten. Minderjährige und Personen, die mit solchen Darstellungen Schwierigkeiten haben, werden daher ausdrücklich gebeten, diese Geschichte nicht zu lesen. Ferner ist diese Geschichte reine Fiktion und alle erotisch dargestellten Charaktere sind mindestens 18 Jahre alt.

Take-Away

Angestrengt versuchte Philipp, das in ihm schwelende Gefühl von Panik nicht völlig Überhand nehmen zu lassen. Dennoch fiel es ihm sehr schwer, sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren als die junge Frau, die diese Emotionen in ihm auslöste. Ihr Name war Julia und sie studierte mit ihm an derselben Universität. Philipp hatte sie am Anfang dieses Semesters in einer Vorlesung zu Makroökonomie kennengelernt, aber schon wieder vergessen, was genau sie nun eigentlich studierte – jedenfalls war es irgendetwas mit Wirtschaft. Sie hatte lange braune Haare, die ihr etwas bis über die Schulterblätter reichten, graugrüne Augen und ein freundliches, hübsches Gesicht, das sehr gut zu ihrer Persönlichkeit passte. Denn Julia war ein sehr angenehmer Mensch – offenherzig, immer freundlich und so gut wie immer auch gut gelaunt.

Bis vor kurzem hatte Philipp sie eigentlich auch nur so gesehen. Eine nette junge Frau eben, die mit ihm in dieselbe Vorlesung ging und mit der er ab und zu ein bisschen Smalltalk führte. Manchmal fuhren sie auch abends nach der Uni mit derselben Bahn nach Hause, da sie nicht weit voneinander entfernt wohnten und mehr oder weniger denselben Weg hatten. Doch jetzt war die Situation völlig anders. Nun löste der Anblick dieser jungen Frau, die bis zuvor noch eine ganz normale Kommilitonin gewesen war, regelrechte Panikschübe in ihm aus. Wie gebannt blickte Philipp in Julias durchdringende graugrüne Augen, dann wanderte sein Blick zu ihren weichen Lippen und ihren weißen Zähnen, als sie langsam den Mund öffnete…

„Wann fliegst du nochmal?“

Philipp kam wieder zu sich und blinzelte etwas verdutzt. „Bitte?“

„Wann fliegst du gleich wieder? Ich weiß, du hast’s mir schon öfter gesagt, aber ich vergesse es dauernd.“ Wiederholte Julia und lächelte entschuldigend.

„Ach so. Anfang März.“ Antwortete Philipp immer noch etwas geistesabwesend.

Er wollte es sich nicht ganz eingestehen, aber die Situation hatte sich wirklich verändert. Julia war für ihn in der Tat keine ganz gewöhnliche Person mehr; irgendwie hatte er es geschafft, sich in sie zu verlieben. Und das nur etwas mehr als ein paar Wochen, bevor er für ein Auslandsjahr nach Japan fliegen würde. Dort hatte er einen der begehrten Plätze an einer der renommiertesten Wirtschaftsunis in Asien bekommen, doch nun konnte er sich nicht einmal darüber wirklich richtig freuen. In einem Anflug von Selbstmitleid fragte Philipp sich, warum sowas immer ihm passieren musste.

„Ich bin voll neidisch.“ Sagte Julia verträumt und hakte sich mit der rechten Hand in eine der Halteschlaufen der Straßenbahn ein, in der die beiden sich gerade befanden.

Dabei musterte sie Philipp aus den Augenwinkeln. Er war ein ziemlich schmaler Typ, hoch gewachsen, mit einer dünnen Brille. Er sah nicht direkt schlecht aus, war aber nicht so ganz ihr Typ und außerdem mangelte es ihm sehr an Selbstbewusstsein.

Julia hatte schon in der Vorweihnachtszeit gemerkt, dass er auf sie stand, auch wenn er es erst in letzter Zeit selber zu begreifen schien. Es bereitete ihr etwas Sorgen, da sie ihn zwar sehr gern hatte, aber nur platonisch – sie freute sich ganz und gar nicht auf den Tag, an dem sie ihm eventuell einen Korb geben musste. Sie hasste es, die Gefühle anderer Leute verletzen zu müssen, und ihr war auch schmerzhaft bewusst, dass dies seinem ohnehin schon schwachen Selbstbewusstsein nicht helfen würde.

„Da würde ich auch gerne mal hin.“ Verwarf Julia diesen Gedanken und setzte das Gespräch fort. „Überhaupt würd ich gerne mal nach Asien reisen, das interessiert mich total. Mal ’ne ganz andere Kultur erleben und so.“

„Kannst mich ja mal besuchen kommen.“ Sagte Philipp und hätte sich sofort auf die Zunge beißen können. Ob das vielleicht zu aufdringlich rüberkam?

„Wenn ich im Lotto gewinne oder so.“ Antwortete Julia lächelnd. „Bleibst du eigentlich die ganze Zeit über da oder kommst du zwischendurch auch nochmal zurück nach Deutschland?“

„Hmm… Weiß ich noch nicht. Ich hab überlegt, über Weihnachten mal für ’ne Woche oder so nach Hause zu fliegen, aber ich bin mir noch nicht sicher. Mal gucken, ob ich dann genug Geld für den Flug habe.“ Erklärte Philipp, während er und die anderen Passagiere sich zur Seite lehnten, um die unsanfte Bremsung der Straßenbahn, die in diesem Moment an der Haltestelle zum Stehen kam, auszugleichen.

„Ach stimmt, das feiern die da ja gar nicht, oder?“ Fragte Julia, als die Schiebetüren sich öffneten und die beiden hinaus in die eisige Abendluft traten. Instinktiv schob sie ihre dunkelgraue Wollmütze, die während der Fahrt mit der Bahn etwas nach oben gerutscht war, wieder über die Ohren und verschränkte dann schützend die Arme vor ihrem Körper. Bisher war der Winter mild gewesen, ehe es gestern Nacht auf einmal geschneit hatte. Zwar war der Großteil des Schnees im Laufe des Tages auch schon wieder geschmolzen, dennoch schimmerte auf den Bürgersteigen noch ein gewisser Rest Schneematsch im fahlen Licht der Straßenlaternen.

„Ich weiß es auch nicht so genau, war ja auch noch nie da. Hab nur gelesen, dass es das da zwar auch gibt, aber es ist keine so große Sache wie hier.“ Antwortete Philipp fröstelnd und rieb sich die Hände. Im Gegensatz zu Julia hatte er seine Handschuhe vergessen, und von der Haltestelle bis zu seiner Wohnung war es noch ein Stück.

„Wäre ja schon schön, wenn du dann kurz nach Hause könntest. Weihnachten so ganz alleine im Ausland stelle ich mir etwas traurig vor.“ Erklärte Julia und legte dann die linke Hand auf den Bauch, als ihr Magen ein leises, unter der dicken Winterjacke und vor dem Hintergrund des Straßenlärms aber nicht weiter hörbares Knurren von sich gab. „Hast du eigentlich schon was gegessen? Ich hatte heute Mittag nur’n Kaffee.“

„Ja, war vorhin noch mit Manuel in der Mensa.“ Erwiderte Philipp und ärgerte sich in diesem Moment direkt wieder, das gesagt zu haben. Dies hätte doch eigentlich eine perfekte Gelegenheit geboten, mit Julia noch kurz etwas essen zu gehen. Obwohl – vielleicht sollte er das hier auch besser nicht weiter verfolgen, erst recht wenn er bald für ein Jahr weg sein würde. Oder doch? Er wusste es nicht.

„Okay. Dann hole ich mir jetzt einfach noch irgendwas. Hab nicht so richtig Lust, jetzt noch zu kochen.“ Sagte Julia, während sie die Haltestelle verließen und die Straße überquerten, ehe sie auf den von zahlreichen Passanten gesäumten Bürgersteig traten. „Übrigens, ihr beiden scheint euch in letzter Zeit ja ganz gut zu verstehen!“

„Ja. Wir haben sehr ähnliche Interessen.“ Stellte Philipp fest, während er kurz zur Seite trat, um ein in diesem Moment aus einem Restaurant tretendes Mädchen an sich vorbei zu lassen, welches sich dort gerade ein Take-Away gekauft hatte.

„Danke.“ Sagte das Mädchen kurz und nickte Philipp höflich lächelnd zu, ehe es mit seiner Tüte an ihm vorbei zur Haltestelle eilte, wo gerade eine weitere Bahn einfuhr. Als sein Blick sich dabei kurz mit dem ihrer klaren blauen Augen traf, konnte Philipp nicht ahnen, welche Bedeutung dieses Mädchen für Manuel noch haben würde.

Dieser kurzen Begegnung keine weitere Bedeutung beimessend, wandte Philipp sich wieder Julia zu. Das Restaurant hatte offenbar ihr Interesse geweckt und sie war einige Schritte zum Schaufenster vorgegangen, wo sie nun nachdenklich ihren Blick über die präsentierten Speisen schweifen ließ. Philipp blickte nach oben und sah auf die große Leuchttafel über der gläsernen Eingangstür, auf der in weißen Buchstaben auf schwarzem Untergrund der Name des Restaurants prangte: Vortex.

Das Schild löste ein ungutes Gefühl in ihm aus, das er aber irgendwie nicht genau zuordnen konnte. Wie jeder wusste, war Vortex eine Restaurant-Kette, die neben zahlreichen normalen Speisen auch geschrumpfte Menschen verkaufte – es war das, was seine Wirtschaftsprofessoren einen ‚Unique Selling Point‘ nennen würden. Philipp wusste, dass ihn dies wesentlich mehr stören sollte als es letztlich tat. Dies war wohl auch die Quelle des seltsamen Gefühls, das der Name und das irgendwie hypnotische Logo der Firma in ihm auslösten. Nie hatte er sich getraut, mit anderen Menschen darüber zu sprechen – die allermeisten seiner Freunde und Bekannten, wie zum Beispiel Julia, schienen es völlig normal zu finden. Die ganz wenigen, bei denen er vermutete, dass es ihnen ähnlich ging wie ihm, wurden bei dem Thema sehr nervös und ausweichend. Er selber vermied es ja auch, sich längere Zeit damit zu beschäftigen, denn wenn er allzu stark darüber nachdachte, löste es in ihm fast so etwas wie Paranoia aus; so als ob die ganze Welt unter einer Art von bösem Zauber stünde. Nur in den Abgründen des Internets war er schon einmal auf Blogs gestoßen, die sich kritisch mit Vortex auseinandersetzten. Doch diese Seiten stellten sehr fragwürdige Informationsquellen dar, und viele der Autoren waren selbst nach Philipps Meinung einfach nur Spinner. Wenn er sich dann in solcher Gesellschaft wiederfand, fragte er sich, ob vielleicht einfach nur er selbst es war, mit dem etwas nicht stimmte. Das musste es sein; das Problem lag wohl eher bei ihm. Schließlich schrumpfte Vortex ja nur Verbrecher und andere Leute, ohne die Gesellschaft und Wirtschaft letztlich sowieso besser dran waren. Angeblich.

Philipp schüttelte diese Gedanken ab und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Julia, die mittlerweile in die Hocke gegangen war und einige der Boxen in der untersten Auslage des Schaufensters betrachtete, direkt neben einigen reich belegten Sandwiches. Auch sein Blick wanderte flüchtig über die Behälter, die jeweils Dutzende von Geschrumpften beinhalteten. Er verdrängte den unangenehmen Gedanken daran, wer diese armen Leute wohl waren. Er war keiner von ihnen, und das war das einzige, was gerade zählte. Dann sah er wieder zu Julia, die sich nachdenklich auf der Unterlippe herumkaute und ihren Blick auf eine mittelgroße Box gerichtet hatte. Philipp erinnerte der Anblick unwillkürlich an eine Katze, die ihre Beute fixierte. Ein Schauer überkam ihn, doch dann schob er auch diese Gedanken weit von sich und konzentrierte sich darauf, das Gespräch wieder aufzunehmen.

„Hast du dich für was entschieden?“. Fragte er und bemühte sich, seine Nervosität bei der Frage nicht durchklingen zu lassen. Julia drehte ihr Gesicht zu ihm und lächelte zufrieden.

„Ich denke schon. Gehen wir rein?“

***

Felix kauerte in der Ecke seiner Parzelle und versuchte, langsam und regelmäßig zu atmen. Seit er am frühen Morgen in dieser Vortex-Box aufgewacht war, hatte er zwar schon einige Male solche Panikattacken erlebt, allerdings wurde es bei keinem Mal leichter. Seine Parzelle war zu drei Seiten von Wänden aus halbtransparentem Hartplastik umgeben, durch die er die schemenhaften Umrisse der anderen Geschrumpften erkennen konnte, die sich ebenfalls in dieser furchtbaren Situation befanden. Da sich seine Parzelle am Rand der Box befand, war die vierte Wand vollständig transparent und funktionierte daher wie ein Fenster, durch das Felix in die riesige Außenwelt blicken konnte.

Die Box, in der er sich befand, stand offenbar im Schaufenster der Filiale, sodass er aus seinem Gefängnis direkt auf eine ziemlich geschäftige Straße blicken konnte. Dort herrschte schon den ganzen Tag reger Verkehr, ab und zu fuhr sogar eine Straßenbahn vorbei. Der Anblick wäre nicht weiter außergewöhnlich gewesen, wäre alles dort draußen nicht so unfassbar viel größer gewesen als er selbst – dass er von Vortex auf fast ein Hundertstel seiner ursprünglichen Größe reduziert worden war, ging Felix auch nach inzwischen fast einem halben Tag in diesem Zustand nicht in den Kopf. Wahrscheinlich war er auch schon länger als das so klein, doch war er eben erst seit dem frühen Morgen wieder bei Bewusstsein.

Aber der Anblick, der sich Felix nun bot, sprengte noch einmal alle Dimensionen und löste ein regelrechtes Schwindelgefühl in seinem Kopf aus. Zwar waren im Lauf des Tages immer wieder riesige Menschen an der Filiale vorbeigelaufen und hatten sich teils auch die Speisen im Schaufenster angesehen, doch nun hatte sich eine junge Frau direkt vor die Box, in der auch Felix gefangen war, gestellt und war in die Hocke gegangen, um sie genauer anzusehen.

Zunächst hatte Felix nur auf den Bürgersteig gestarrt, wo sich der inzwischen fast vollständig geschmolzene Schnee mit dem Taugranulat zu einer unansehnlichen grauen Pampe vermischt hatte. Dann hatte er plötzlich wieder das charakteristische Donnern von Schritten vernommen, die in dem Schaufenster von leichten Erschütterungen begleitet wurden – Felix nahm an, dass sich so auch Erdbeben anfühlen mussten. Noch ehe er aufblicken konnte, waren zwei riesige, elegante Damenstiefel in sein Blickfeld getreten. Dabei zerdrückten sie knirschend die Granulatkügelchen auf dem Gehweg, die für ihn immer noch fast medizinballgroße Felsbrocken waren. Sein Blick wanderte weiter über ihre Beine, die in eng anliegende blaue Jeans gehüllt waren. Da die riesige junge Frau in die Hocke gegangen war, sah er etwa auf halber Höhe zwischen den Beinen die Rundungen ihres Gesäßes, die sich durch die enge Jeans deutlich abzeichneten, in einiger Höhe über dem Bürgersteig schweben. Ihre Hände steckten in zwei gemütlich wirkenden dunkelgrauen Fäustlingen, doch trotzdem war ihr offenbar immer noch etwas kalt, da sie die Arme eng um ihre schwarze Jacke geschlungen hatte und sie immer wieder fröstelnd auf und ab bewegte.

Um noch weiter nach oben blicken zu können, musste Felix seinen Kopf bereits so weit zurücklegen, dass ein schmerzhaftes Ziehen durch seinen Rücken ging. Doch der Anblick dieses titanischen Menschen, der aus seiner Perspektive so groß war wie ein mittelhoher Wolkenkratzer, war so überwältigend, dass er irgendwie nicht anders konnte. Das Gesicht der Riesin war eingerahmt zwischen einem dicken Schal, einer warmen, zu ihren Fäustlingen passenden dunkelgrauen Wollmütze und ihren langen braunen Haaren, die an den Seiten unter ihrer Mütze hervorkamen und bis zu ihrem Brustkorb hinunter reichten. Die Frau war relativ jung; höchstwahrscheinlich eine von den vielen Studentinnen und Studenten, die in dieser Gegend wohnten und auch die Filiale regelmäßig besuchten. Die Feststellung, dass sie damit wohl etwa in seinem Alter war, allerhöchstens ein paar Jahre älter als er selbst, löste in Felix ein Gefühl tiefer Beklemmung aus. Denn trotz dieses Umstands lagen Welten zwischen ihm und dieser Riesin, die dort auf ihn hinunterblickte.

Er war kein Mensch im engeren Sinne mehr, und diese furchtbare Tatsache spiegelte sich im hungrigen Blick ihrer graugrünen Augen wider: Er war ein Nahrungsmittel, und wenn er das Pech haben sollte, dass diese Riesin nun seine Box kaufen würde, war sie wahrscheinlich die Person, die ihn aufessen würde. Dann würde er in diesem schier endlosen Körper verschwinden, und das wäre dann sein Ende: lebendigen Leibes verschlungen und verdaut von einer wildfremden jungen Frau, deren Namen er nicht einmal kannte. Dass Teile von ihm dann in ihrem schönen Körper aufgehen würden, war da nur ein sehr geringfügiger Trost. Zitternd ließ er seinen Blick wieder von ihren Augen zu ihren weichen Lippen wandern, zwischen denen in der eiskalten Luft immer wieder ihr Atem in Form von flüchtigen, schnell zerstäubenden Wolken entwich. Dieser eigentlich harmlose Anblick hatte für ihn etwas Surreales, fast schon dämonisches, erinnerte er ihn doch auch an die Hitze in diesem riesigen Körper.

Dann plötzlich drehte die Riesin ihr Gesicht zu einer Person außerhalb seines eher eingeschränkten Sichtfeldes, sagte ein paar Worte, die Felix durch das dicke Glas des Schaufensters aber nicht verstehen konnte und erhob sich dann plötzlich. Dies riss Felix aus der regelrechten Trance, in die ihn ihr Anblick versetzt hatte.

Noch während sie sein Blickfeld verließ und sich, wieder begleitet vom donnernden Beben ihrer Schritte, auf den Eingang zubewegte, drehte sich Felix auf die Seite und presste sein Gesicht an einen dünnen Spalt am Rand der Plastikwand, die ihn von der rechten Nachbarparzelle trennte. Es war ein Verarbeitungsfehler in der Box, der es ihm erlaubt hatte, mit seinem Nachbarn zu kommunizieren – wie sich herausstellte, war es sein Freund Yannik.

Das letzte, woran sich Felix erinnern konnte, bevor er in dieser Box aufgewacht war, war wie er, Yannik und sein bester Freund Daniel in einen kleinen, so gut wie immer menschenleeren Park geschlichen waren, weil Yannik einen Joint rauchen wollte. An jenem Tag war der Park aber offenkundig nicht völlig verlassen gewesen, denn dort waren sie wohl in die Fänge von Vortex geraten. Insofern vermutete Felix, dass es auch kein Zufall war, dass sie nun in benachbarten Parzellen dieser Box steckten. Er meinte auch, in den Konturen des Geschrumpften in der Parzelle links von sich Daniel zu erkennen, doch diese Trennwand war nahtlos verarbeitet, was Kommunikation so gut wie unmöglich machte.

„Hast du irgendeinen Weg gefunden?“ Fragte er und versuchte dabei, seine Angst nicht allzu offensichtlich durchklingen zu lassen. In dieser Situation würde das nicht helfen. Yannik hatte damit jedoch offensichtlich größere Probleme als er.

„Nein, verdammt!“ Drang die Stimme seines Freundes durch den Spalt zurück. „Hast du gesehen wie die uns angeguckt hat? Die wird uns fre…“

Ehe Yannik fortfahren konnte, klang aus der Richtung der Eingangstür das eigentlich völlig unschuldige Bimmeln der Türklingel, die dem Personal signalisierte, dass neue Kunden in die Filiale kamen. Den unglückseligen Insassen der Boxen kündigte es jedoch an, dass für einige von ihnen nun das Ende gekommen war. Felix meinte auch, aus Yanniks Parzelle ein leichtes Schluchzen hören zu können.

„Das wissen wir nicht. Vielleicht kauft sie auch was anderes. Aber wir müssen ruhig bleiben und einen Weg hier raus finden.“ Sagte Felix eindringlich.

„Das hast du schon tausendmal gesagt.“ Drang die zittrige Stimme seines Freundes durch den Spalt zurück.

Zwar konnte Felix sein Gesicht nicht sehen, aber schon am Tonfall war zu erkennen, dass Yannik mit den Tränen rang. Er merkte, wie sich auf einmal auch ihm der Hals zuschnürte und die selbst durch die Trennwände geradezu spürbare Mixtur aus Verzweiflung und Angst, die in der Box herrschte, auf ihn überzuspringen drohte. Und obwohl er einerseits glaubte, seinem Freund seelischen Beistand leisten zu müssen, wusste er andererseits, dass das sie hier nicht rausbringen würde. Mit zitternden Beinen richtete er sich auf und blickte wieder auf die ‚Decke‘ seines Gefängnisses.

Im Gegensatz zu den Trennwänden um ihn herum bestand die Abdeckung der Box nur aus einer transparenten Plastikfolie, die über den Parzellen jeweils mit kleinen Luftlöchern perforiert war. Jenseits davon konnte Felix nur den Boden einer weiteren Box erkennen, die etwas weiter oben ebenfalls in eine der eisernen Halterungen im Schaufenster eingeklemmt war. Am Anfang des Tages hatte er durch die Folie noch gar nichts gesehen, doch nach und nach waren immer mehr Boxen entfernt wurden, und nun waren die Leerstellen zwischen den Boxen eine grimmige Erinnerung an das Schicksal, das ihm und seinen Freunden drohte.

Bereits vor einigen Stunden hatte Felix die Luftlöcher als die größte Schwachstelle seines Gefängnisses ausgemacht; das Problem war nur, dass die Folie ein kleines bisschen zu weit oben auflag. Selbst wenn er mit allen Kräften nach oben sprang, lag zwischen seinen ausgestreckten Fingern und der Folie noch etwa eine Handbreite.

Felix überlegte wieder fieberhaft, ob es irgendeine Möglichkeit gab, sich vielleicht von den Wänden abzustoßen oder an ihnen hochzuklettern, doch dies hatte er bereits mehrfach versucht; sie waren einfach zu glatt. Selbst der dünne Spalt, durch den er mit Yannik kommunizieren konnte, war einfach zu eng und gab kaum nach.

Seine Überlegungen wurden von einem lauten Donnern unterbrochen, begleitet von einer leichten Erschütterung. Dieser Vorgang wiederholte sich fast sofort, diesmal aber etwas stärker. In der Welt dort draußen hatte sich wieder einer der riesenhaften Menschen in Bewegung gesetzt, und Felix hatte inzwischen genug Zeit in dieser Box verbracht, um erkennen zu können, dass die Schritte aus dem Bereich hinter der Theke kamen. Die Verkäuferin, eine etwas gelangweilt dreinblickende junge Frau, hatte offenbar eine Bestellung aufgenommen und ging nun auf das Schaufenster zu.

Panisch reckte Felix den Kopf und versuchte, durch die Plastikfolie irgendwie einen Blick auf die Vorgänge in der Welt dort draußen zu erhaschen, doch die Trennwände der anderen Parzellen türmten sich wie Mauern um ihn auf und versperrten somit einen Großteil seines Sichtfeldes. Die Schritte der Riesin wurden immer stärker und lösten schließlich Erdbeben aus, die ihn von den Füßen rissen und es unmöglich machten, wieder aufzustehen. Dann plötzlich warf sich ein riesiger Schatten über die Box und ein ohrenbetäubendes, bedrohliches Knarzen ertönte, begleitet von einem leichten Absacken der ganzen Box nach unten. Für einen Moment herrschte völlige Stille, dann begriffen sowohl Felix als auch die anderen Geschrumpften, dass die Verkäuferin genau ihre Box aus der Klemmhalterung im Schaufenster löste.

Jene Erkenntnis wurde begleitet von einem kollektiven Aufschrei, der auch durch die Dämpfung der Trennwände noch sehr deutlich zu hören war. Dann ging plötzlich ein unbeschreiblicher Ruck durch den Container und Felix wurde unter dem Druck der plötzlichen Aufwärtsbewegung flach auf den Boden gepresst. Da er mit dem Gesicht nach oben lag, konnte er nun durch die Decke seines Gefängnisses die Umrisse der Verkäuferin sehen, welche immer noch so desinteressiert wirkte wie vor ein paar Stunden, als Felix das letzte Mal einen Blick auf sie erhaschen konnte. Sie würdigte die Geschrumpften in der Box keines Blickes und trug sie schnell zur Kasse, wo sie diese schwungvoll auf einem Tablett ablegte, direkt neben einem in Plastikfolie eingewickelten Sandwich. Für die Verkäuferin war es zwar nur eine sehr beiläufige und routinierte Bewegung, für die Geschrumpften in der Box fühlte es sich jedoch eher wie eine Bruchlandung in einem Flugzeug an.

Auch Felix wurde durch die Luft geschleudert, prallte gegen eine der Trennwände und fiel dann bäuchlings auf den Boden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht drehte er sich wieder auf den Rücken und sah kurz an sich herunter, doch obwohl es sich nicht so anfühlte, hatte er sich wohl nichts gebrochen. Dann wanderte sein Blick wieder nach oben, wo nun gleich zwei riesige Gestalten über der Box aufragten: Auf der linken Seite die Verkäuferin, die gerade einige Knöpfe am Kassenautomaten betätigte, und auf der rechten Seite jene Person, die ihn und die anderen Geschrumpften gerade kaufte. Wie Yannik schon befürchtet hatte, war es die junge Frau, die vorhin am Schaufenster gestanden hatte.

***

„Sonst noch was dazu?“ Fragte die Verkäuferin in einem schläfrigen Tonfall, während sie die Produktnummer der mittelgroßen Box mit Geschrumpften in den Kassenautomaten eingab. Ein fröhlicher Hinweiston erklang, begleitet von einer Meldung auf dem Monitor, die darauf hinwies, dass die Filiale bald eine neue Ladung bestellen musste.

„Öh…“ Julia überlegte kurz, ob sie vielleicht noch ein Getränk dazu kaufen wollte, erinnerte sich aber dann, dass sie davon auch zuhause noch genug hatte und schüttelte den Kopf. Dann wandte sie sich an Philipp und blickte ihn fragend an. „Wolltest du was?“

„Äh, ne.“ Erwiderte dieser hastig. „Das ist nicht so meins.“

Julia lächelte warm und drehte sich wieder der Verkäuferin zu. „Ne, das wär’s.“

„Hier essen oder mitnehmen?“ Erkundigte sich die Verkäuferin dann, während sie mit einem etwas genervten Gesichtsausdruck auf ihrer Tastatur herumhämmerte, um die lästige Hinweismeldung auf ihrem Monitor loszuwerden.

„Zum Mitnehmen, bitte.“ Antwortete Julia, während sie in ihre Handtasche griff und ihr Portemonnaie hervorkramte. Sie zog einen Geldschein heraus und überreichte ihn der Verkäuferin, die daraufhin den Betrag in die Kasse eingab und das Wechselgeld zusammenzählte, während der Automat ratternd eine Quittung druckte. Derweil hob Julia behutsam die Box und das Sandwich auf und ließ sie vorsichtig in ihre Handtasche gleiten. Dann nahm sie von der Verkäuferin das Wechselgeld und die Quittung entgegen.

„Vielen Dank. Guten Appetit.“ Sagte die Verkäuferin nun etwas freundlicher.

„Danke. Schönen Abend noch!“ Erwiderte Julia mit einem breiten Lächeln und verstaute das Wechselgeld schnell in ihrem Portemonnaie, ehe sie sich umdrehte und auf den Ausgang zulief. Auch Philipp wünschte der Verkäuferin einen angenehmen Abend und beeilte sich dann etwas, um Julia die Tür aufhalten zu können, während sie auch ihr Portemonnaie wieder in ihre Handtasche räumte.

„Oh, danke.“ Sagte sie und lächelte wieder zu Philipp. Nett und gut erzogen war er ja. Vielleicht würde er im Ausland jemanden kennenlernen. Gönnen würde sie es ihm.

Die beiden traten zurück in die eiskalte Abendluft und bemerkten, dass es wieder ein wenig zu schneien begonnen hatte. Julia verschränkte wieder die Arme vor ihrem Bauch, aus dem in Erwartung des baldigen Abendessens nun abermals ein hungriges Knurren drang. Bei dem Gedanken an das Sandwich und vor allem auch die Box in ihrer Handtasche lief ihr schon das Wasser im Mund zusammen. Geschrumpfte waren zwar nicht gerade Schlankmacher, aber zur ihrer eigenen Verwunderung hatte Julia über die Weihnachtsferien sogar ein bisschen abgenommen – selbst wenn also einige von den Kleinen an ihren Hüften oder ihrem Po endeten, würde ihre Figur das absolut aushalten.

„Du magst Vortex also nicht so?“ Wandte sie sich an Philipp, während sie eine ähnlich belebte, aber etwas kleinere Querstraße entlang gingen. Dabei drang ihr warmer Atem in der kalten Abendluft wieder in Form von flüchtigen Wölkchen zwischen ihren sanften Lippen hervor.

„Ich bin doch Vegetarier.“ Antwortete Philipp nicht ganz wahrheitsgemäß. Eigentlich aß er lediglich nicht sehr viel Fleisch, aber in diesem Moment schien es ihm irgendwie die beste Art, nicht näher auf dieses Thema eingehen zu müssen. Wieder bemerkte er, wie sein Gehirn Probleme hatte, die derzeitige Situation zu einem kohärenten Bild zusammenzusetzen. Einerseits, aus seiner Perspektive, war da diese hübsche, nette Kommilitonin, in die er sich verknallt hatte und mit der er sich gerade unterhielt – und andererseits, aus der Sicht der Geschrumpften in ihrer Handtasche, war da diese Riesin, die sie gleich aufessen würde und sich dabei nicht mehr dachte, als wenn sie eine Fliege erschlug oder eine Ameise zertrat. Für einen flüchtigen Moment wirkte Julia auf ihn fast bedrohlich und Philipp fragte sich, ob er gerade einen bizarren Albtraum hatte.

„Ist mir noch gar nicht aufgefallen.“ Sagte Julia mit milder Überraschung und grinste dann verstohlen. „Das wär nix für mich. Ich brauche ab und zu ein saftiges Steak. Ich hoffe, dich stört das jetzt nicht?“

„Nein, nein, überhaupt nicht.“ Versicherte Philipp hastig. „Jeder soll essen, was er will. Ich bin damit auch nicht ganz konsequent.“ Bog er seine Lüge wieder etwas zurecht. „Ist halt einfach nicht so mein Ding.“

„Ich nehme mir auch immer wieder vor, etwas weniger davon zu essen. Aber das ist einfach so lecker. Ich und Bahar holen uns da häufiger mal was.“ Gestand Julia und zog noch einmal ihre Mütze über die Ohren, während sie sich nach der Überquerung einer Seitenstraße an einer Gruppe von Leuten vorbeischob, die am Eingang eines der Arthaus-Kinos in diesem studentisch geprägten Stadtteil warteten und sich laut miteinander unterhielten.

„Bahar?“ Fragte Philipp und überlegte, ob er den Namen schon einmal gehört hatte.

„Meine Mitbewohnerin.“ Erklärte Julia. „Die liebt Vortex noch mehr als ich. Aber sie ist sowieso ein ziemlicher Maneater.“ Fügte sie lachend hinzu und zwinkerte verspielt.

Philipp schauerte wieder unwillkürlich, aber er zwang sich dazu, mitzulachen. „Ach ja, jetzt erinnere ich mich. Ich glaub, von ihr hast du schon mal was erzählt.“

So unterhielten sie sich noch ein wenig miteinander, ehe sie die Kreuzung mit einer weiteren großen Straße erreichten, an der sich ihre Wege trennten. Da die Ampel noch rot war, unterhielten sie sich noch für einige Augenblicke weiter, ehe das Licht umsprang und sich die an der Kreuzung wartenden Menschenmengen in Bewegung setzten.

„Okay, dann mach’s gut.“ Sagte Philipp und lächelte dann etwas schüchtern, als Julia ihre Arme ausbreitete und ihn umarmte. Für einen Moment genoss er einfach nur die sanfte Wärme ihres Körpers, ehe sie die Umarmung wieder lösten.

„Bis morgen.“ Verabschiedete er sich, aufgeheitert von diesem Moment menschlicher Nähe und Wärme. Wenn man es ihm ansah, war es ihm jetzt einfach mal egal.

„Ja, bis morgen. Komm gut nach Hause!“

„Du auch. Bis dann!“

„Ciao!“ Erwiderte Julia fröhlich und winkte Philipp noch einmal kurz zu, ehe er sich umdrehte und die Kreuzung überquerte. Dann verschränkte sie wieder fröstelnd die Arme vor dem Bauch und bog in die kreuzende Straße ein.

Nur wenige Augenblicke später hörte sie ein leises Brummen, begleitet von einer Vibration aus ihrer Handtasche. Für einen Moment blickte sie verwundert in ihre Tasche, begriff dann aber, dass lediglich ihr Handy eine Nachricht empfangen hatte. Beiläufig griff sie hinein, kramte einen Moment in der Handtasche herum und zog dann ihr Handy heraus.

Es war eine Nachricht von Bahar, die ihr mitteilte, dass sie erst etwa eine Stunde nach ihr nach Hause kommen würde, da sie mit einigen Freunden noch etwas essen war und dass Julia daher auch hoffentlich nicht schon angefangen habe, etwas für sie beide zu kochen. Julia zog ihren rechten Handschuh aus, schrieb schnell eine Antwort und verstaute das Handy dann wieder in der Tasche.

Da sie außerdem nur ein paar Meter von der Haustür des Mehrfamilienhauses, in dem sich ihre Zwei-Personen-WG befand, entfernt war, begann sie nun umgehend, nach ihren Schlüsseln zu suchen. Weil die Vortex-Box auf diesen lag, hob sie diese kurz an, zog die Schlüssel an ihrem Band darunter hervor und ließ die Box danach wieder sanft in das Innere der Handtasche zurückgleiten.

Als sie schließlich die Haustür erreichte, schloss sie diese auf, trat in das altmodische, für ein vorwiegend von Studenten genutztes Haus aber recht elegante Treppenhaus und prüfte kurz den Briefkasten, in dem auch ein paar Briefe für sie und Bahar lagen. Seufzend stellte Julia fest, dass es sich dabei aber nur um Rechnungen sowie den Prospekt eines neu eröffneten Möbelhauses handelte. Sie klemmte die Sachen aus dem Briefkasten unter ihren linken Arm, schloss den Briefkasten wieder zu und stieg dann die Treppen bis zu ihrer Wohnung im Dachgeschoss des Hauses hinauf.

***

In ihrer Handtasche versuchte Felix derweil verzweifelt, eines der etwa faustgroßen Luftlöcher weiter auseinander zu ziehen, doch die Plastikfolie, die ihn nach wie vor an der Flucht aus dieser höllischen Box hinderte, war erstaunlich stabil. Als die riesige Frau die Box in ihre Handtasche getan hatte, war diese auf die Seite gekippt, sodass die rechte Parzelle mit Yannik darin sich nun unter ihm befand. Trotz der Dunkelheit in der Tasche hatte Felix schnell gemerkt, dass durch diese Positionsveränderung die Folie mit den Luftlöchern plötzlich ganz einfach zu erreichen war.

Er hatte sich schon in Freiheit gewähnt, doch nun stellte sich heraus, dass sich die Löcher nicht so einfach aufreißen ließen, wie er sich das gedacht hatte. Zwar gaben die Ränder etwas nach, wenn er daran zog, doch wollten sie einfach nicht einreißen. Sogar mit seinen Zähnen hatte er schon versucht, irgendeine strukturelle Schwäche zu erzeugen, bisher aber vergeblich.

Wütend trat Felix gegen die fest gespannte, aber nach wie vor recht flexible Folie und torkelte zurück zu dem Spalt, durch den er mit Yannik kommunizieren konnte. Da die Frau irgendwohin zu gehen schien, war es schwer, sich auf den Füßen zu halten. Ihre donnernden Schritte fühlten und hörten sich wie entfernte Bombeneinschläge an, der Rhythmus ihrer Bewegungen erzeugte in der Handtasche aber eher das Gefühl eines Schiffes in ausgesprochen schwerem Seegang. Immer wieder wurde scheinbar die ganze Welt angehoben, ehe sie plötzlich wieder absackte, begleitet vom dumpfen Donnern einer ungeheuren Masse, die weiter unter ihnen auf dem Boden aufschlug. Als ihr Handy, das direkt in seinem Sichtfeld in der Tasche lag, plötzlich vibriert hatte, wäre Felix vor Schreck fast gestorben, so stark war die Erschütterung gewesen, die es durch die Handtasche geschickt hatte. Und als die Frau dann kurz darauf die Box angehoben hatte, um an ihre Schlüssel zu kommen, war er schon wieder durch die Luft geschleudert worden und hatte sich das linke Bein geprellt, sodass er nur noch unter Schmerzen auftreten konnte. Nie zuvor hatte Felix sich derart ausgeliefert und buchstäblich winzig gefühlt. Die schiere Größe, Masse und Macht dieser Riesin waren bedrückend, und es war schwer vorstellbar, dass es sich nur um eine normale junge Frau handelte.

Felix legte sich auf den Boden und hielt sein Gesicht wieder an den Spalt. „Kriegst du diese Löcher irgendwie auf?“ Fragte er Yannik mit hörbarer Frustration in der Stimme.

„Augenblick noch.“ Drang die Stimme seines Freundes zurück, und Felix meinte zu seinem Erstaunen, einen Schimmer von Hoffnung darin ausmachen zu können. „Ich glaube, hier entsteht langsam ein Riss.“

 „Was? Bist du sicher?“ Fragte Felix ungläubig. „Verarsch mich nicht!“ Fügte er dann mit einem verblüfften, zugleich aber auch erleichterten Lachen hinzu.

„Nein Alter, ich verarsch dich nicht.“ Erwiderte Yannik ächzend. Offenbar strengte er sich mit aller Macht an, eines der Luftlöcher weiter aufzureißen.

Felix sah nach oben, in die Parzelle, in der er Daniel vermutete. „Yannik, ich glaube, Daniel ist über mir.“

„Echt?“ Fragte sein Freund verwundert. „Wieso sagst du mir das erst jetzt?“

„Ich bin mir nicht ganz sicher, ich kann nicht mit ihm reden wie mit dir. Aber ich hab irgendwie das Gefühl, dass er es ist.“

„Okay. Ich versuche erstmal, hier rauszukommen. Dann helfe ich eu…“ Ehe Yannik ausreden konnte, drang von außerhalb der Tasche ein lautes, metallisches Geräusch, das sowohl ihm als auch Felix bekannt vorkam, welches sie aber nicht klar zuordnen konnten, weil es sich auf einer völlig anderen Größenebene abspielte.

Erst, als plötzlich ein gelblich-warmes, eindeutig künstliches Licht in die Handtasche fiel, gefolgt vom leicht hölzernen Knallen einer Tür und einem entspannten Seufzen der Riesin, verstanden sie, dass die Frau zuhause angekommen war.

***

Julia schloss die Wohnungstür auf, drückte den Lichtschalter im kleinen Flur der Dachwohnung und hängte ihren Schlüssel in das kleine Holzkästchen neben der Tür, ehe sie diese mit etwas zu viel Schwung zufallen ließ. Sie zog kurz eine Grimasse über den lauten Knall, zuckte dann jedoch mit den Schultern und gab ein erschöpftes, aber zugleich auch entspanntes Seufzen von sich. Der Tag war anstrengender gewesen, als sie zunächst gedacht hatte.

Dann schlüpfte sie zunächst aus ihren Stiefeln und zog schon einmal die dicksten Kleidungsstücke wie ihre Jacke, den Schal sowie ihre Mütze und die Handschuhe aus, denn die Dachwohnung war immer ziemlich warm. Im Sommer war dies zwar teilweise schwer zu ertragen, dafür war es im Winter kaum nötig, zu heizen. Julia griff ihre Handtasche, die sie während des Umziehens kurz neben der Kommode im Flur abgestellt hatte, und öffnete die Tür zu ihrem Zimmer, das sich direkt gegenüber der Wohnungstür befand.

Es war kein großes Zimmer und wurde durch die Dachschräge sogar noch etwas kleiner, aber es bot alles, was man für das Studentenleben so brauchte. Der Großteil des Raumes wurde momentan von Julias Bettsofa eingenommen, das sie meistens gar nicht erst einklappte, auch wenn der Platz dadurch weiter eingeengt wurde. Sie stellte die Handtasche auf dem Boden neben ihrem Schreibtisch ab und ließ sich dann erst einmal erschöpft auf ihr Bett fallen.

Einen Moment lang lag sie einfach nur dort und streckte sich müde. Streng gesehen musste sie ja auch noch etwas Literatur für eine Hausarbeit lesen, aber dafür hatte sie heute einfach keine Energie mehr. Heute Abend würde sie nur noch faul sein und auf dem Laptop ihre derzeitige Lieblingsserie weitergucken. Ein gurgelndes Knurren aus ihrem leeren Magen erinnerte sie zudem daran, dass sie seit dem Morgen nichts Festes mehr gegessen hatte. Noch während Julia sich wieder von ihrem Bett erhob, vernahm sie erneut ein gedämpftes Brummen aus ihrer Handtasche.

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Nachdem die Riesin die Handtasche offenbar irgendwo abgestellt hatte, war auch Felix wieder zu dem Luftloch gehumpelt, das er zuvor bearbeitet hatte. Selbst wenn Yannik es schaffen würde, aus seiner Parzelle zu entkommen, hatten sie nicht mehr viel Zeit. Beherzt packte er die Ränder des Lochs und versuchte mit aller Kraft, es weiter auseinander zu zwängen.

Doch plötzlich ging ein gewaltiges Beben durch die ganze Handtasche, begleitet von einem grellen Licht, das Felix für einen Moment völlig blendete. Die Erschütterung riss ihn erneut von den Füßen und ließ ihn unsanft auf den Hintern fallen, ehe es ihm gelang, sich abzustützen. Dann gab es eine kurze Pause, ehe das Beben, begleitet von einem ohrenbetäubenden Dröhnen, wieder vor vorne losging, während das Licht blieb. So konnten seine Augen sich an die plötzliche Helligkeit anpassen, doch der Anblick, der sich Felix bot, ergab keinen Sinn. Jenseits der Plastikfolie, außerhalb der Parzelle, sah er das riesige Gesicht einer jungen Frau, allerdings nicht der, die ihn gekauft hatte und in deren Handtasche er sich seines Wissens nach wie vor befand. Sie war ebenfalls sehr schön, sogar ausgesprochen schön, sah aber eher südländisch aus und schien sich überhaupt nicht zu bewegen.

Während das Dröhnen und die Erschütterungen sich weiter fortsetzten, blickte Felix weiter nach oben. Dort endete das Gesicht der anderen Frau plötzlich, und erst jetzt begriff er, dass er ein Foto betrachtete. Über dem Bild stand ein weißer Schriftzug mit dem Wort „Bahar“, und erst nach einigen weiteren Momenten verstand er ganz, dass er auf das Display des Smartphones der Frau blickte, die ihn gekauft hatte. Und sie wurde offenbar gerade von dieser anderen Frau namens „Bahar“ angerufen – wer auch immer das war. Während der Vibrationsalarm des gigantischen Handys weiter tönte, robbte sich Felix zum Luftloch zurück und begann, wieder daran zu zerren, als auf einmal eine riesige, weibliche Hand in die Tasche fuhr und das überdimensionale Smartphone völlig umstandslos hinaushob. Felix wusste, dass ihm die Zeit ausging.

„Hey, wie geht’s?“ Tönte von oben die Stimme der Frau. Darauf folgte eine andere weibliche Stimme, die Felix aber nicht genau verstehen konnte.

„Hast du meine Nachricht nicht gekriegt?“ Fragte die Riesin wieder, gefolgt von einer unverständlichen Antwort ihrer Gesprächspartnerin.

„Ach so… Ja… Ja…. Okay. Ja, dann bis gleich. Ciao.“

Felix zerrte abermals an der Folie. Jetzt kam noch so eine Riesenfrau dazu. Wenn er nicht bald aus dieser verdammten Box herauskam, würde es um ihn geschehen sein. Doch die Folie wollte nicht nachgeben. Anscheinen war die einzige neue Perspektive, welche sich in der letzten halben Minute aufgetan hatte, die in einen weiteren Magen.

Dann auf einmal hörte er einen Schrei aus der Parzelle unter sich, zur Abwechslung klang dieser aber eher wie Jubel. Noch während er sich fragend zum Spalt umdrehte, hörte er die Stimme von Yannik. „Ich hab’s! Ich glaub, ich kann hier durchkriechen!“

Felix schlug das Herz bis zum Hals. Würden sie am Ende doch noch mit dem Leben hier herauskommen? So lange sie noch in der riesigen Handtasche waren, gab es eine Chance, sich irgendwo zwischen all dem Kram zu verstecken, der sich ebenfalls darin befand. Wieder groß machen würde sie das zwar nicht, aber für den Augenblick würde er sich damit zufrieden geben, nicht von dieser Frau aufgegessen zu werden.

Doch dann zerbarsten alle seine Hoffnungen auf ein glückliches Ende, als plötzlich ein Ruck durch die Box ging und diese zusammen mit dem Sandwich von der Riesin behutsam, aber bestimmt aus der Handtasche gehoben wurde. Die Wand mit der Plastikfolie neigte sich wieder nach oben und die Geschrumpften in der Box, einschließlich Felix und Yannik, der sich schon bis zur Hüfte aus dem Luftloch geschoben hatte, glitten zurück auf den Boden. Ein Schatten warf sich über die Box, dann türmte sich über ihr wieder der Oberkörper der jungen Frau auf, welche sie zu ihrem Bett hinübertrug.

Ihr Gesicht war dabei kaum zu sehen, verbarg es sich aus der Sicht der Geschrumpften doch hinter der Wölbung ihrer vollen Brüste, die nun mit jedem Schritt, den sie ging, leicht unter ihrem gemütlichen Pullover auf und ab wackelten. Schließlich legte die Riesin ihr Essen auf dem weichen Untergrund ihres Bettsofas ab und drehte sich dann wieder um und ging zu ihrem Schrank, wo sie sich zunächst einmal bequemere Klamotten für den Abend anzog.

Frenetisch versuchten sowohl Felix als auch Yannik – und, ohne dass sie dies mit Sicherheit wissen konnten, Daniel in der Parzelle neben ihnen – irgendwie an den glatten Wänden der Parzellen wieder nach oben zu klettern, doch es war aussichtlos. Erschöpft und unfähig, auf seinem schmerzenden linken Bein überhaupt noch zu stehen, sackte Felix in der Ecke zusammen und blickte durch die transparente Außenwand zu der riesigen Frau hinüber.

Sie war gerade dabei, sich umzuziehen, und wenn er nicht kurz davor gestanden hätte, von ihr aufgegessen zu werden, hätte Felix sich bei dem Anblick, der sich ihm bot, schwer zusammenreißen müssen. Die Frau war wirklich extrem schön und stand gerade nur in Unterwäsche vor ihrem Schrank, während sie ein paar Pyjamas aus einer Schublade hervorholte. Sie war schlank, aber kurvig und bewegte sich mit einer Anmut und Leichtigkeit, die nicht so ganz zu ihrer enormen Größe zu passen schien. Felix sah ihr weiches Gesäß, dessen Rundungen sich durch ihre Unterhose deutlich abzeichneten und leicht mit all ihren Bewegungen mitschwangen, doch er konnte im Augenblick an nichts anderes denken als dass dieses schöne, weibliche Gesäß für ihn wahrscheinlich der einzige Weg aus dieser Situation war. Was immer von ihm nicht als Fettpolster in eben diesen Rundungen verschwinden würde, würde dann also irgendwann morgen zwischen diesen ausgeschieden werden, wenn die junge Frau aufs Klo ging. Wieder schnürte sich sein Hals zusammen und er spürte, wie nun auch ihm Tränen in die Augen traten. Was hatte er bloß getan, um das zu verdienen?

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Julia schlüpfte schnell in bequeme weiße Pyjama-Shorts und zog sich dazu noch ein etwas labbriges, aber ebenfalls komfortables graues Tank-Top über. Mit einem Blick auf die wartende Box erinnerte sie sich daran, dass sie sich ja kein Getränk gekauft hatte, und ging noch einmal kurz barfuß hinaus durch den Flur in die gemeinsame WG-Küche, wo sie sich ein Glas Cola eingoss. Dann ging sie zurück in ihr Zimmer, stellte das Glas auf ihrem Nachttisch ab und holte ihren Laptop vom Schreibtisch, bevor sie sich mit einem weiteren Seufzen auf ihr Bett fallen ließ. Während sie ihren Laptop neben sich auf dem Bettsofa aufklappte und einschaltete, griff sie mit der linken Hand beiläufig die Box und legte diese locker auf ihrem Bauch ab, während sie das Sandwich zunächst einfach neben sich liegen ließ.

Noch während sie bei dem Streaming-Service, für den sie und Bahar sich vor einigen Monaten angemeldet hatten, ihre derzeitige Serie auswählte, umspielten die Finger ihrer anderen Hand bereits beiläufig die kleine Plastiklasche am Rand der Box. Als Julia dann wenige Augenblicke später die Serie startete und der Vorspann über den Monitor lief, wanderte auch ihre rechte Hand zur Box und riss mit einer schwungvollen Bewegung die Plastikfolie ab.

Während sie leise die Eröffnungsmelodie mitsummte, griff sie beiläufig in eine der Parzellen und fischte einen der Geschrumpften heraus. Der leckere Snack, der nun zwischen ihren gepflegten Fingernägeln eingeklemmt war und heftig fluchend und gestikulierend auf ihren Mund zuflog, hatte einmal Christian Lange geheißen und war ein aufstrebender Stern im Wirtschaftsressort einer renommierten Tageszeitung gewesen, ehe er den karriereschädigenden Entschluss getroffen hatte, die Geschäftspraktiken von Vortex intensiver zu recherchieren, um seine Ergebnisse in einem wenig schmeichelhaften Bericht zu publizieren. Julia hatte vor einigen Monaten im Rahmen der Vorbereitung eines Referates sogar einen anderen Artikel von ihm über das Wirtschaftswachstum in China gelesen. Natürlich wusste sie nicht, dass der Verfasser dieses interessanten Berichtes nun kreischend zwischen ihren Lippen verschwand. Völlig auf die Serie konzentriert, schob Julia den verzweifelt um sich schlagenden Geschrumpften in ihrem Mund hin und her und genoss seinen einzigartigen Geschmack, der sich nun über ihre Geschmacksknospen ausbreitete, ehe sie ihn fast eher unterbewusst in den hintersten Bereich ihrer Zunge an den Rand ihres Rachens manövrierte und hinunterschluckte.

Den wilden Kampf des Geschrumpften gegen die übermächtige Muskulatur ihrer Speiseröhre nahm Julia nur als ein sehr schwaches, angenehmes Kitzeln war, das langsam ihren Hals hinunter durch ihren Brustkorb wanderte und schließlich etwas unterhalb ihrer linken Rippen verebbte. Ihr Magen, der noch nicht ganz registriert hatte, dass sie zu essen begonnen hatte, knurrte noch einmal hungrig, ging dann jedoch bereits in ein sanftes Gluckern über, während Julia beiläufig wieder in die Box griff.

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Wie gelähmt starrte Felix aus seiner Parzelle und beobachtete, wie die Riesin nach und nach immer wieder Geschrumpfte aus der Box hob und aufaß, häufig ohne sie auch nur einen Moment lang anzusehen. Ihr Interesse galt voll und ganz einer Serie, die sie auf ihrem Laptop guckte. Jedes Mal, wenn ihre riesige Hand sich wieder auf die Box zu bewegte und einen unheilvollen Schatten über sie warf, musste er damit rechnen, dass er als nächstes dran war. Ab und zu drang ein feuchtes Grollen oder Blubbern aus ihrem weichen Bauch, der sich direkt vor dem Fenster seiner Parzelle erstreckte. Da es vor dem Fenster seiner Parzelle eine leichte Absenkung im grauen Stoff ihres Tank-Tops gab, nahm Felix an, dass sich direkt unter ihm ihr Bauchnabel befand, auch wenn er das natürlich nicht mit Sicherheit sagen konnte. Verzweifelt versuchte er, nicht auf die bedrohlichen Geräusche des tief unter ihm rumorenden gigantischen Verdauungssystems zu achten. Doch es war schwer zu ignorieren, dass irgendwo in diesem Bauch bereits gegessene Geschrumpfte ihrer Verdauung entgegensahen.

Sein Blick wanderte über die schier endlose Ebene des weichen Bauches, der sich unter den sanften Atemzügen der Riesin immer wieder leicht auf und ab hob. Noch weiter hinten spannte sich das Top locker über die weichen Hügel ihrer Brüste, die sich ebenfalls immer wieder sehr leicht auf und ab senkten. Dann blickte Felix wieder direkt in das hübsche Gesicht der Frau, deren Augen diesmal allerdings etwas von der Box weg gerichtet waren. Er betrachtete ihre eleganten braunen Haare, die locker auf ihren Schultern lagen, ihre etwas mysteriösen Augen und ihre weichen Lippen, die sich immer wieder zu einem anmutigen Lachen formten, wenn in der Serie etwas Lustiges geschah. In einem Anflug von Resignation musste Felix sich eingestehen, dass es fast wirklich so etwas wie ein gewisser Trost war, wenigstens von einer so schönen und freundlich wirkenden jungen Frau aufgegessen zu werden.

Doch dann wallte auch wieder die Angst in ihm auf und die schiere Fassungslosigkeit darüber, wie es denn eigentlich möglich sein konnte, von einer „schönen“ und vor allem „freundlichen“ Person aufgegessen zu werden. Was war mit der Welt los? Wie war er in diese Situation geraten? Und war dies wirklich, wie alles endete?

Während seine Gedanken weiter um sein bevorstehendes Schicksal im Magen der Riesin kreisten, hörte er über sich auf einmal ein atemloses Keuchen und Ächzen. Überrascht blickte Felix nach oben und sah direkt in das Gesicht von Daniel, der es wohl geschafft hatte, an der Wand seiner Parzelle hoch zu klettern und sich nun mühsam an der Oberkante festklammerte.

„Daniel?“ Fragte er nur ungläubig. Zwar hatte er ja vermutet, dass Daniel auch in der Box war, aber ihn jetzt plötzlich zu sehen, ebenfalls in diesem elenden Overall, der ihn gewissermaßen als Nahrungsmittel auswies, war schwer zu ertragen.

„Hey.“ Erwiderte sein Freund trocken. Seinem Gesicht war jedoch abzulesen, dass die Ereignisse dieses Tages ihn genauso mitgenommen hatten wie Felix und Yannik.

Wieder einmal keimte in Felix so etwas wie Hoffnung auf. Daniel hielt sich irgendwie an der Oberkante der Trennwand fest und bewegte sich nun langsam auf den Rand der Box zu. Der rechte Winkel zwischen der Außenwand der Box und der Trennwand hin zu Felix‘ Parzelle bot ihm zusätzlichen Halt und er hievte sich bis zur Hüfte nach oben. Dann legte er sich trotz der Schmerzen, die es ihm offensichtlich bereitete, auf das scharfkantige Plastik der Wände und reichte Felix die rechte Hand.

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Julia hob eine weibliche Geschrumpfte aus der Box und war bereits im Begriff, die kleine Frau in ihren halbgeöffneten Mund zu schnippen, als auf einmal der Kragen der Synthetik-Kleidung, den sie zwischen ihren Fingernägeln eingeklemmt hatte, abriss und die Kleine mit einem erstickten Schrei in den großzügigen Ausschnitt der Riesin plumpste. Genervt rollte Julia mit den Augen und griff sich etwas peinlich berührt ins Dekolleté, wo die Frau nun zwischen ihren weichen Brüsten steckte.

Behutsam umfassten ihre Finger die winzige Frau, eine etwas nerdige Studentin mit Namen Nadine Kowalczyk, die vor ihrem neuen Leben als lebender Snack an der Universität einer Nachbarstadt Grafikdesign studiert hatte. Sie zählte zu einer seltsamen Gruppe von Leuten, die den Gedanken, geschrumpft und verschlungen zu werden, irgendwie anturnend fanden und sich vorwiegend über das Internet über ihre gemeinsamen Vorlieben austauschten. Einige Tage zuvor hatte sie sich in einem der Foren, die sie besuchte, zum Spaß in eine Liste von „Vortex-Freiwilligen“ eingetragen. Nur wusste sie nicht, dass tatsächlich Vortex hinter dem Thema stand. Es meldeten sich nicht gerade viele freiwillig als Geschrumpfte, und für Vortex wäre es aus unternehmerischer Sicht wenig sinnvoll gewesen, diese sehr naheliegende und unproblematische Ressource nicht vollends auszuschöpfen.

Die geschrumpfte Nadine wusste davon freilich nichts. Selbst, als sie zum zweiten Mal von der riesigen Frau gepackt und aus ihrem Dekolleté gehoben wurde, war ihr nicht wirklich klar, dass sie sich von all den Geschrumpften in Julias Box noch am ehesten selbst in diese schreckliche Lage gebracht hatte. In ihrer Panik erinnerte sie sich nicht einmal mehr daran, dass sie dieses Szenario vorher ziemlich ansprechend gefunden hätte – die Realität fühlte sich dann aber doch deutlich anders an.

Laut kreischend schrie sie die gigantische Frau an, sie sofort loszulassen, doch ihre winzige Stimme drang nicht einmal zu den Ohren der Riesin, die in diesem Moment ihren Mund öffnete und die Kleine völlig beiläufig hineinschnippte. Dabei entwickelte Nadine einen solchen Schwung, dass sie nur ganz kurz über Julias Zunge schlidderte und dann so tief in Richtung des Rachens rutschte, dass sie sofort den Schluckreflex auslöste, der sie glucksend in die Tiefen des Körpers der Riesin schickte.

Julia verzog das Gesicht und klopfte sich mit einem leichten Husten auf den Bereich unterhalb ihres Halses, durch den die Geschrumpfte nun deutlich spürbarer als die anderen in Richtung ihres Magens rutschte. Da sie nicht ganz sicher war, ob die Kleine vielleicht sogar irgendwo stecken geblieben war, nahm Julia zudem einen großen Schluck von ihrer Cola, um sie ganz hinunterzuspülen. Dann räusperte sie sich noch einmal kurz und hielt die Hand vor den Mund, um ein innerliches, leises Rülpsen abzudämpfen, das ein bisschen vom Nachgeschmack der Geschrumpften zurück in ihren Mund beförderte. Julia leckte sich die Lippen und packte nun das Sandwich aus, ehe sie herzhaft hineinbiss und ihre ganze Aufmerksamkeit wieder der weiterlaufenden Serie widmete.

Ein paar Minuten verstrichen, bevor sie aus dem Treppenhaus das hallende Geräusch von Schritten vernahm, die sich bis zur Wohnungstür fortsetzten. Darauf folgte das Klimpern von Schlüsseln, ehe diese in das Schloss gesteckt wurden und sich die Tür zur Wohnung öffnete. Einige Momente lang hörte man jemanden an der Garderobe herumkramen und durch die Wohnung laufen, dann öffnete sich nach einem kurzen Pro-Forma-Klopfen auch Julias Zimmertür und ihre Mitbewohnerin Bahar trat herein.

Bahar war die Tochter eines ziemlich wohlhabenden persischen Anwaltspaares, war allerdings selbst in Deutschland geboren und aufgewachsen und sprach nicht einmal mehr mit ihren Eltern noch oft Farsi. Obwohl sie aus reichen Verhältnissen stammte, war sie sehr bodenständig und unkompliziert, aber auch ein ziemliches Party-Girl und musste sich permanent irgendwie beschäftigen. Julia war nicht ganz so extrovertiert, dennoch verstanden die beiden sich ausgesprochen gut und waren über die letzten Jahre enge Freundinnen geworden.

„Hey Julia!“ Sagte Bahar fröhlich und winkte kurz, ehe sie sich schwungvoll neben ihr auf das Bettsofa setzte und lässig mit einem Arm auf die Rückenlehne stützte.

„Hi.“ Antwortete Julia lächelnd und tippte beiläufig auf die Leertaste des Laptops, um die laufende Serie zu pausieren. „Wie war’s?“

„Ganz gut.“ Erwiderte Bahar mit einem Gähnen. „Musste mich eben aber losreißen. Die gehen jetzt noch was trinken, aber ich muss noch für die blöde Klausur am Montag lernen.“

„Welche war das nochmal? Markenrecht?“ Erkundigte sich Julia und runzelte fragend die Stirn, während sie wieder einen Geschrumpften aus der Box hob und zwischen ihre Lippen legte, ehe sie ihn mit einem leisen Schlürfen hineinsaugte und sofort verschluckte.

„Mh-hm.“ Nickte Bahar lustlos und ließ ihren Blick ebenfalls zu der geöffneten Vortex-Box auf Julias Bauch wandern. Eigentlich hatte sie schon gegessen, aber so einen kleinen Kerl würde sie sich noch klauen, bevor sie sich wieder an die Arbeit setzte.

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In einem neuen Anlauf klammerte sich Felix an Daniels Hand fest und sprang so gut er konnte nach oben, während sein Freund mit aller Kraft versuchte, ihn aus seiner Parzelle zu ziehen. Über ihnen wurde indessen gerade ein weiterer Geschrumpfter kreischend von der Frau mit den braunen Haaren aus der Box gehoben und fast umgehend von ihr verschlungen. Wie Felix der kurzen Unterhaltung mit der jüngst dazu gestoßenen zweiten Riesin entnommen hatte, war ihr Name offenbar Julia. Die andere junge Frau erkannte er von ihrem Bild auf Julias Handy als Bahar wieder. Es half allerdings nicht, dass die beiden Riesinnen jetzt auch Namen hatten – das machte sie irgendwie menschlicher, und angesichts dessen, was zumindest Julia gerade tat, war das eher noch mehr belastend. Felix hatte sich fast daran gewöhnt, in der riesigen jungen Frau einfach nur eine Art von Monster zu sehen.

Obwohl es Felix mit Daniels Hilfe gelang, ein paar Schritte an der Trennwand entlang nach oben zu laufen, rutschte er auch dieses Mal wieder ab. Ohne zu zögern hakte er sich erneut bei seinem Freund ein und machte sich an einen weiteren Versuch, als sich plötzlich ein dunkler Schatten über die beiden warf. Ehe Felix nach oben sehen konnte, sah er, wie sich die elegant lackierten Fingernägel einer bräunlicheren Hand um Daniels Körper legten, der ihn mit einem seltsam leeren Gesichtsausdruck ansah. Dann wurde sein Freund mit ungeheurer Kraft nach oben gehoben, und da Felix sich noch immer an seiner Hand festhielt, drohte ihm, ebenfalls mitgerissen zu werden. Nackte Angst überkam ihn, und getrieben von reinem Überlebenswillen ließ er los.

Nachdem er abermals auf den Boden seiner Parzelle zurückgestürzt war und sich diesmal einige Rippen geprellt oder sogar angebrochen hatte, blieb Felix einfach dort liegen und folgte mit einem blanken Gesichtsausdruck dem Weg seines Freundes, der nun hoch oben zwischen Bahars Fingern klemmte und langsam in Richtung ihres Gesichts gehoben wurde.

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„Hey!“ Protestierte Julia mit gespielter Empörung, während sie auf einem weiteren Bissen ihres Sandwiches herumkaute und diesen dann hinunterschluckte. „Hol dir selber was.“ Fügte sie dann schmollend hinzu und stieß Bahar mit ihrem Ellbogen sanft in die Hüfte.

Ihre Freundin hielt kurz inne und lächelte schuldbewusst und entschuldigend. „Nur einen, ich hab ja grad schon was gegessen. Bloß noch den hier zum Nachtisch.“

Julia zog eine überzogene Grimasse und nickte gönnerhaft. „In Ordnung.“

„Dankeschön.“ Erwiderte Bahar übertrieben förmlich und hob dem Geschrumpften wieder nach oben, nachdem sie diesen während ihrer kurzen Unterhaltung ein wenig abgesenkt hatte und er direkt über ihrem großzügigen Ausschnitt gebaumelt hatte. Dann öffnete sie ihren Mund und warf Daniel ohne größere Umschweife hinein.

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Daniel wollte einfach nur wild um sich schlagen und treten, doch seine Arme wurden von den mächtigen Fingern der südländisch aussehenden Riesin fest an seinen Oberkörper gedrückt, während seine Beine frei in der Luft hingen. Unter sich sah er ihre großen, weichen Brüste, zwischen denen sich ein an einer eleganten goldenen Halskette hängendes kleines Medaillon eingeklemmt hatte. Allerdings war der Begriff ‚klein‘ in diesem Zusammenhang wirklich relativ, denn das Schmuckstück war aus seiner Sicht immer noch etwa so groß wie er selbst.

Plötzlich rutschte das Objekt in den Zwischenraum zwischen den Brüsten, als Bahar sich etwas weiter nach vorne beugte, dann wurde er plötzlich hochgehoben und vor ihm erstreckte sich plötzlich ihr schönes, für ihn aber einfach nur furchteinflößendes Gesicht. Kurz schien sich sein Blick mit dem ihrer tiefbraunen Augen zu treffen, doch dann öffneten sich ihre weichen Lippen und eröffneten die Sicht auf eine Reihe von strahlend weißen Zähnen, die allesamt etwa so groß waren wie Daniel selbst. Auch die Zahnreihen öffneten sich und ihm wehte ein heißer, feuchter Windzug entgegen, ehe die Riesin ihn in einer für sie ziemlich beiläufigen Handbewegung in ihren Mund warf.

Für einen kurzen Moment flog Daniel durch die Luft, dann landete er klatschend auf einem glitschigen, heißen Untergrund, der mit einer warmen, dickflüssigen und leicht brennenden Flüssigkeit überzogen war. Mühsam versuchte er, sich irgendwie auf der Zunge der Riesin aufzurichten, doch die konstante Bewegung des riesigen Muskels und ihr glitschiger Speichel machten dies völlig unmöglich. Noch während er darum rang, die Orientierung wiederzugewinnen, schlossen sich die Reihen der Zähne auch schon wieder und tauchten die Mundhöhle völlige Dunkelheit.

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Fassungslos beobachtete Felix, wie die riesige Bahar seinen Freund einfach in ihren Mund warf. Noch während sie ihn genüsslich mit ihrer Zunge dort drin herumschob und wohl den Geschmack auskostete, klopfte sie Julia freundschaftlich auf die Schulter und erhob sich.

„Dam ma fü Spaf nof.“ Sagte sie mit vollem Mund und schluckte dann sichtbar. „Ich setz mich jetzt noch was an den Schreibtisch und lerne.“

Unkontrolliert zitternd folgte Felix mit seinem Blick der leichten Kontraktion in Bahars Hals und stellte sich vor, wie Daniel nun durch ihre Speiseröhre unter ihren prallen Brüsten entlang wanderte, die leicht auf und ab wackelten, als sie sich erhob. Als er auf ihren schlanken Bauch sah, der unter einem stylischen schwarzen Top verborgen war, vernebelte sich seine Sicht durch die Tränen, die ihm nun in die Augen traten. Instinktiv wischte er sie weg.

„Viel Erfolg.“ Wünschte Julia ihrer Mitbewohnerin und betätigte wieder die Leertaste auf ihrem Laptop, während Bahar sich umdrehte und mit schwingenden Hüften aus dem Zimmer ging. Das letzte, was Felix von ihr sah, waren ihre perfekten Pobacken, welche ihre eng anliegenden Jeans voll ausfüllten und deren Rundungen bei jedem ihrer Schritte rhythmisch hin und her wackelten. Dann verschwand die riesige junge Frau, die soeben seinen besten Freund aufgegessen hatte, und ließ sowohl Felix als auch Yannik in einem Zustand völliger Hoffnungs- und Fassungslosigkeit zurück.

Noch während Felix mit der Erkenntnis rang, dass Daniel weg war, aufgegessen wie ein bloßes Stück Fleisch, und dass er nun irgendwo in der Dunkelheit von Bahars Magen seiner Verdauung entgegensah, warf sich schon wieder ein Schatten über die Box und er sah Julias riesige Hand erneut auf sich zukommen. Diesmal jedoch war er fast völlig ruhig – er wusste selbst, dass er sich in akuter Gefahr befand, doch war dies inzwischen einfach viel zu oft schon so gewesen und Felix war sowohl physisch als auch psychisch am Ende seiner Kräfte. Immerhin würde dies vermutlich einfacher machen, was ihm nun bevorstand.

Tatsächlich senkten sich wenig später Julias riesige, dezent lackierte Fingernägel in seine Parzelle und schoben sich wie eine Art Bagger unter seinen schmerzenden Körper, dann hakten sie sich im Bereich des Kragens seines Overalls fest und hoben ihn mit fast schon unheimlicher Leichtigkeit aus der Box.

Zwar wurde Felix von einem starken Schwindelgefühl erfasst, als er mit solch einer ungeheuren Geschwindigkeit nach oben gehoben wurde und fast wie in einer Art von Paraglider über die weite Ebene von Julias weichem Bauch und die wogenden Hügel ihrer Brüste schwebte, doch nach wie vor blieb die erwartete Panik irgendwie aus. Erst, als sich Julias riesiges Gesicht wieder in sein Blickfeld schob und dieses bald darauf auch völlig ausfüllte, merkte Felix, wie er wieder zu zittern begann. Doch auch jetzt war es nicht die wahnsinnige Todesangst, mit der er eigentlich gerechnet hatte – es war eher eine unangenehme Form von Aufregung.

Die Riesin würdigte auch ihn keines Blickes ihrer graugrünen Augen, während sie langsam ihre weichen Lippen öffnete und Felix damit die Sicht auf ihre gähnende Mundhöhle freigab. Vor ihm erstreckte sich nun ihre riesige, nasse Zunge, umrahmt von den Reihen ihrer hellen, weißen Zähne, auf deren Kauflächen Felix noch einige zerkaute Überreste ihres Sandwiches sehen konnte. An zwei von den hinteren Backenzähnen konnte Felix außerdem leicht glitzernde Füllungen erkennen, doch abgesehen von dieser unwesentlichen Kleinigkeit war Julias Gebiss in einem ausgesprochen guten Zustand.

Wie einige Minuten zuvor Daniel wehte nun auch ihm ein heißer, drückend feuchter Atem entgegen, der ihm das eigene Atmen stark erschwerte. Unwillkürlich wanderte sein Blick zu der tiefen Schwärze von Julias Rachen, aus dem ihm der Windzug nun entgegenkam und in der er trotz der Dunkelheit noch die Umrisse ihrer Uvula und ihrer Mandeln erkennen konnte.

Dann plötzlich schubsten ihn die riesigen Finger ein Stück nach vorne und er segelte kurz durch die Luft, ehe er mit dem Gesicht zuerst auf dem weichen, warmen Polster ihrer Unterlippe landete. Mühsam drückte er das weiche Fleisch der Lippe von sich und wischte sich eine dünne Schicht Speichel aus dem Gesicht, doch noch während er aufblickte und wieder in die bedrohliche Dunkelheit von Julias Mund sah, schob sich nun auch die Oberlippe über ihn und fixierte ihn in seiner derzeitigen Position. Halbherzig schlug Felix um sich, obwohl er wusste, dass er viel zu klein war, um sich auch nur für einen Moment wirksam gegen die Riesin zur Wehr setzen zu können.

Er hörte ein lautes, nasses Schlürfen und wurde von einem ungeheuer starken Sog erfasst, der ihn endgültig in die feuchtheiße Dunkelheit der Mundhöhle zog. Dort landete er mit einem feuchten Platschen auf Julias riesiger Zunge, die ihn umgehend mit einer dicken Schicht Speichel überzog und ihn langsam in ihrem Mund hin und her schob, während sich sein Geschmack über ihren Geschmacksknospen ausbreitete. Zitternd versuchte er, irgendwie noch die Orientierung zu behalten, was allerdings völlig unmöglich war – nicht nur, dass es im Mund der Riesin fast völlig dunkel war, dazu noch musste Felix sich immer wieder den dickflüssigen, warmen Speichel aus dem Gesicht wischen, um überhaupt noch Luft zu bekommen. Und die riesige Zunge, auf der er lag, bewegte sich ständig.

Felix bemerkte einen etwas salzigen, herzhaften Geschmack in seinem Mund, bis er zu seinem Schrecken feststellen musste, dass es sein eigener Angstschweiß war – also gewissermaßen sein eigener Geschmack, den Julia gerade auskostete. Kraftlos trat er um sich, ohne selber genau zu wissen, was genau er damit eigentlich erreichen wollte. Dann merkte er, wie er langsam in den hinteren Bereich der Zunge glitt, immer näher an die tiefschwarze Hitze des Rachens, die sich noch immer von der in der übrigen Mundhöhle absetzte. Plötzlich ließ die Bewegung der Zunge stark nach und Felix konnte geradezu spüren, wie sich die mächtige Schluckmuskulatur der Riesin leicht anspannte. Keuchend versuchte er, sich wieder von der unheilvollen Finsternis des Rachens wegzuziehen, doch plötzlich schien die gesamte Zunge unter ihm nachzugeben und er wurde von einer Welle aus Speichel mitgerissen, mit der er nun an Julias Uvula und Mandeln vorbei in ihren Schlund fiel, als die riesige junge Frau ihn beiläufig hinunterschluckte.

Für einen kurzen Moment glaubte Felix schon, das Bewusstsein verloren zu haben, doch als seine Sinne nach einigen Augenblicken zu ihm zurückkehrten, fand er sich in einem pulsierenden Schlauch wieder, der ihn mit mächtigen Muskelkontraktionen, die ihm jedes Mal fast die Knochen brachen, gnadenlos nach unten drückte. Um sich herum hörte er ein dumpfes Pochen, das schließlich immer lauter wurde. Erst, als er dazu noch mächtige, aber zugleich auch ruhige und gleichmäßige Atemzüge hörte, begriff Felix erst wirklich, dass er durch die Speiseröhre der Riesin wanderte und um sich herum ihr Herz und ihre Lunge hörte. Kurz darauf wurde das Pochen wieder etwas leiser und Felix vernahm irgendwo unter sich ein bedrohliches Blubbern und Gurgeln, was darauf hinwies, dass er sich schon tief in Julias Körper befand und auf die letzte Station seiner Reise zubewegte, wohl irgendwo unterhalb ihrer linken Brust. Tatsächlich schien die Speiseröhre sich nun leicht in die Schräge zu legen, und ehe er sich versah, wurde Felix durch einen besonders engen Muskelring gedrückt und mit Schwung in den Magen der Riesin katapultiert.

Einige Augenblicke glitt Felix einfach nur durch eine völlig schwarze, drückend heiße und schwüle Leere, ehe er gegen eine schleimige, warme Wand klatschte und an dieser wie an einem steilen Hang durch eine dickflüssige, brennende Pampe rutschte. Dann kam er zwischen einer der zahlreichen Muskelfalten der Magenwand in einer Art Senke zum Stehen. Da der fleischige, muskulöse Untergrund sich andauernd in peristaltischen Kontraktionen und Wellenbewegungen verformte, konnte Felix sich zwar nicht direkt hinstellen, aber zumindest aufsetzen. Prustend versuchte er, die schleimige, brennende Flüssigkeit von sich zu wischen und lehnte sich gegen eine der wogenden Falten der Magenwand, die immer weiter Schleim und vor allem Säure absonderte. Felix atmete einen Moment durch, so gut dies in der stickigen Hitze denn möglich war. Um sich herum konnte er fast nichts anders hören als das Knurren und Brodeln des Magens; nur entfernt konnte er weit über sich immer noch den ruhigen Herzschlag und die Atemzüge der Riesin vernehmen, in deren Bauch er nun lag.

Felix schluchzte und schlug verzweifelt mit der Faust auf die Oberfläche des kleinen Tümpels, in dem er hockte und der ihm etwa bis zum Brustkorb reichte. In dieser Dunkelheit war er vollkommen blind, und sein Gehör vernahm kaum etwas anderes als die Geräusche des gigantischen Körpers, in dem er nun gefangen war. Auch sein Geruchssinn wurde völlig überwältigt von einer Mixtur aus Säure, Cola, und diversen Sandwich-Zutaten wie Salat, Käse und Schinken. Dazu gesellte sich ein weiterer, herzhaft-salziger Geruch und Geschmack, den er zu seinem Entsetzen als eben jenen identifizierte, den er eben noch in Julias Mund geschmeckt hatte – sein eigener Geschmack, und damit auch der von anderen Geschrumpften. Die Luft im Magen war bereits sehr sauerstoffarm, sauer und so feucht, dass sie sich eher wie ein heißer Nebel anfühlte. Felix begriff, dass die Verdauung bereits in vollem Gange war und in diesem Milieu die Grenzen zwischen Geruch und Geschmack nicht mehr ganz eindeutig waren. Viele der zuvor gegessenen Geschrumpften waren vielleicht schon teilweise oder sogar weitgehend verdaut. Zunehmend bemerkte er auch, wie jeder Atemzug in der feuchten Luft zunehmend in seinen Atemwegen brannte und sich auch auf seiner ganzen Haut eine seltsame Mischung aus Brennen und Taubheit ausbreitete. Auch er wurde nun bei lebendigem Leibe verdaut, doch eigenartigerweise verspürte er keinerlei Panik oder Angst mehr. Er hatte aufgegeben. Er war kein Mensch mehr, nur noch ein Stück Essen im Magen dieser jungen Frau namens Julia, die ihn nun verdauen würde.

Unwillkürlich fragte er sich, was ihr Körper mit seinen verdauten Überresten machen würde. Ein großer Teil von ihm würde wohl einfach in Energie umgewandelt werden, die Julias Körper zum Funktionieren benötigte, doch als kalorienreiches Fastfood-Produkt würde wohl auch unweigerlich vieles von ihm in den Fettpolstern an ihren weichen Brüsten, an ihrem Bauch und in ihren runden Pobacken eingelagert werden – zumindest, bis auch für dies eine Verwendung gefunden wurde. Seine Gedanken drifteten zu Daniel, der in nicht allzu großer Entfernung in Bahars Magen lag und so letztlich dem gleichen Schicksal entgegensah, nur im Bauch einer anderen Person.

Für einige Zeit dämmerte er vor sich hin, ehe er abermals das nasse Schmatzen des Mageneingangs vernahm, das immer dann ertönte, wenn die Speiseröhre der Riesin einen weiteren Geschrumpften oder einen zerkauten Bissen ihres Sandwiches hineinschickte. Ein gellender Schrei ertönte, ehe jemand direkt neben Felix in den Tümpel klatschte. Für einen Augenblick herrschte Stille, dann hob sich der frisch verspeiste Geschrumpfte prustend und hustend aus der sauren Flüssigkeit und fluchte laut vor sich hin. Felix öffnete wieder die Augen, obwohl es eigentlich keinen Zweck hatte, da es ja trotzdem zu dunkel war, um etwas zu sehen.

„Yannik?“ Fragte er schwerfällig.

„Felix?“ Drang die Stimme seines Freundes kaum hörbar aus der Dunkelheit zurück.

Doch ehe er darauf etwas antworten konnte, öffnete sich die Cardia erneut und ein regelrechter Wasserfall aus Cola ergoss sich in den Magen. Felix wurde von der Flut mitgerissen und trieb kurz mit einigen Speisebrocken in der starken Strömung, ehe die wogenden Wellen über ihm zusammenschlugen und er in die Tiefen des Magens gerissen wurde. Für einen Moment hörte Felix noch das Rauschen und Blubbern der kalten Flüssigkeit um sich herum, dann verließen ihn seine Sinne endgültig und er verlor das Bewusstsein.

***

Julia stellte das Glas Cola auf dem Nachttisch ab und richtete sich dann in ihrem Bett auf, da sie inzwischen etwas von der Rückenlehne ihres Bettsofas abgerutscht war. Dabei hob sie die halbleere Box von ihrem Bauch und legte sie vor sich auf der Bettmatratze neben dem Sandwich ab, um in den Schneidersitz gehen zu können. Durch diese Bewegung verteilte sich die vor allem auch durch die kohlensäurehaltige Cola in ihrem Magen gefangene Luft neu und wanderte durch ihre Speiseröhre nach oben, bevor sie zwischen ihren halbgeschlossenen Lippen in Form eines zufriedenen, feuchten Rülpsens entwich. Wieder hielt Julia sich aus guter Erziehung die Hand vor den Mund, da sie aber alleine im Zimmer ihrer Studenten-WG saß und zudem weiter voll auf ihre Serie konzentriert war, dachte sie nicht weiter darüber nach. Dann griff sie wieder nach ihrem Sandwich und setzte ihr Essen fort.

Im Laufe der nächsten Stunde leerte sie die Box schließlich vollständig und vertilgte die Reste des Sandwiches. Als nach einer weiteren halben Stunde der Abspann der letzten Folge dieser Staffel der Serie lief, klappte Julia den Laptop zu, streckte sich kurz und gähnte entspannt. Für einige Momente lag sie einfach nur dort, fuhr sich mit der rechten Hand eher unterbewusst unter das Tank-Top und strich sich gedankenverloren über ihren weichen Bauch, der gerade leise gluckernd ihr Abendessen verdaute. Dann erhob sie sich, zog kurz ihre lockeren Pyjama-Shorts zurecht, die ein wenig in den Spalt zwischen ihren Pobacken gerutscht waren, und nahm wieder das Glas mit der Cola in die Hand, in dem noch ein kleiner Rest des Getränkes herumschwappte. Mit einem Zug leerte sie das Glas und nahm dann die leere Box sowie die Plastikfolie und die Verpackung des Sandwiches in die Hand, ehe sie ihr Zimmer verließ und sich in die gemeinsame Küche der WG begab.

Dort ließ sie die Box in den Mülleimer gleiten, warf die Plastikfolien achtlos hinterher und räumte dann das Glas in die Geschirrspülmaschine. Julia blickte kurz prüfend in die Maschine und entschied dann, noch ein paar Teller und Tassen aus der Spüle zu nehmen und ebenfalls in die Maschine zu räumen, da sie inzwischen doch ziemlich voll war. Dann kramte sie eines der Geschirrspültabs aus einer Schublade, legte es in das vorgesehene Fach innerhalb der Spülmaschine und schaltete sie ein.

Wieder unterdrückte sie ein leises, kaum hörbares Rülpsen und schlurfte müde ins Badezimmer, wo sie sich kurz die Zähne putzte. Dann ging sie zurück in den Flur und steuerte wieder auf ihr Zimmer zu, blieb dann jedoch kurz vor Bahars Tür stehen, die nur angelehnt war und aus deren Zimmer leise Musik drang. Auch sie klopfte kurz an und trat dann direkt ein, ohne wirklich auf eine Antwort zu warten, da die Tür ja nur angelehnt war und sich dies zwischen den beiden irgendwie eingebürgert hatte.

„Na, wie läuft‘s?“ Fragte sie und musste unwillkürlich grinsen, als sie sah, wie Bahar fast hinter den riesigen Stapeln von Ordnern, Schnellheftern und Lehrbüchern auf ihrem völlig chaotischen Schreibtisch verschwand.

Mit einem übertrieben leeren Gesichtsausdruck blickte ihre Mitbewohnerin von ihrem Schreibtisch auf und starrte Julia dann für einige Augenblicke einfach nur mit ihren großen, dunkelbraunen Augen an.

„Bin ich froh, wenn ich den Scheiß hier hinter mir hab.“ Sagte sie dann ächzend.

Julia lachte verständnisvoll, hob dann aber noch einmal fragend die Augenbrauen und legte leicht den Kopf zur Seite. „Aber ernsthaft, alles okay?“ Fragte sie etwas ernster. Auch wenn Bahar so eine extrovertierte Partygängerin war, kannte Julia sie gut genug, um zu wissen, dass sie oft eine Maske aufsetzte und es sehr ungern zeigte, wenn sie gestresst oder traurig war. Und in den letzten Wochen hatte Bahar wirklich extrem viel gelernt.

„Ja, ja.“ Winkte ihre Mitbewohnerin bestätigend ab. „Das ist nur so viel und der Typ wollte natürlich nicht sagen, was genau er abfragt. Jetzt muss ich das halt alles lernen.“

„Verstehe. Aber übertreib’s nicht, okay?“ Sagte Julia und zwinkerte ihrer Freundin mit einem wissenden Gesichtsausdruck zu.

„Mach ich schon nicht.“ Antwortete Bahar halbherzig und blickte dann kurz auf das Display ihres Smartphones, um die Uhrzeit nachzusehen. „Gehst du jetzt schon schlafen?“

„Ne, das noch nicht. Aber ich leg mich schon mal hin und les noch was.“ Erklärte Julia und gähnte leise in sich hinein. „Dann mal viel Spaß noch.“ Fügte sie ironisch hinzu.

„Ha-ha.“ Sagte Bahar grummelnd und winkte Julia dann kurz zu, während diese aus dem Zimmer schlurfte und ihr aus dem Flur müde zurückwinkte, ehe sie mit einem weiteren Gähnen in ihr Zimmer zurückging und die Tür hinter sich schloss. Bahar sah noch einmal auf ihr Smartphone und prüfte die Uhrzeit, bevor sie sich lustlos wieder über ihren Schreibtisch beugte und sich wieder ihren Texten widmete.

***

Tief in ihrem Magen robbte Daniel sich durch die zerkauten und teilweise auch schon verdauten Überreste des thailändischen Essens, das Bahar zusammen mit ein paar Kommilitonen zu Abend gegessen hatte – kurz vor ihm. Anders als Felix, der wie die anderen Geschrumpften in Julias Bauch nur noch Teil einer nährstoffreichen Suppe war, die in eben diesem Augenblick wieder blubbernd durch ihren Magen schwappte, als sie sich mit einem Buch in ihr Bett legte, war Daniel noch durchaus lebendig und hatte die Entscheidung getroffen, sich nicht kampflos von dieser Frau – ihr Name war wohl Bahar – verdauen zu lassen. Es war kein Kampf, den er gewinnen konnte, aber was spielte das jetzt noch für eine Rolle?

Obwohl er nichts sehen konnte, hatte er gemerkt, dass Bahar wohl aufrecht saß und sich kaum bewegte, sodass er sich immerhin nur mit den Bewegungen ihres Magens auseinandersetzen musste, was schwer genug war. Die Verdauung war zwar schon längst im Gange, aber weil ihr Magen recht voll war, wirkten die Magensäfte noch nicht ganz so stark, da sie noch dabei waren, den Speisebrei zu durchtränken. Besonders weiter unten hatten sich in einigen Absenkungen des morastigen Breis bedrohlich brodelnde Lachen gebildet, von denen Daniel sich nun langsam über einen Hang von zerkautem Hähnchenfleisch zu entfernen versuchte.

Obwohl er insgesamt recht sportlich war, merkte jedoch auch er, wie ihm zunehmend die Kräfte schwanden – der Sauerstoffmangel und die heiße, stickige Luft taten dazu noch ihr Übriges. Dennoch zog er sich mit aller Kraft weiter nach oben, weg von den bedrohlich blubbernden Tümpeln stark konzentrierter Magensäure unter sich. Neben diesen hörte er zusätzlich zu Bahars Atem und Herzschlag zudem plötzlich eine laute Stimme, die von weit über ihm kam und leichte Vibrationen durch den ganzen Magen zu schicken schien. Dann hörte er, deutlich gedämpfter, eine weitere Frauenstimme, und obwohl er keine der beiden Stimmen verstehen konnte, nahm er an, dass Bahar sich gerade wieder mit der anderen Riesin, Julia, unterhielt. Für mehrere Augenblicke wanderten seine Gedanken zu Felix und Yannik. Betrübt fragte er sich, ob Julia sie inzwischen aufgegessen hatte, doch selbst wenn das noch nicht der Fall war, würden sie wohl kaum aus dieser Situation herauskommen. Nach einigen Minuten schüttelte er diese Gedanken aber ab und griff über sich, um sich weiter nach oben zu ziehen.

In diesem Moment schien sich der ganze riesige Körper plötzlich anzuspannen, was auch dazu führte, dass der Magen sich ein wenig anhob und zusammenzog. Ehe er verstehen konnte, was geschah, kippte der Hang aus Speisebrei, auf dem er gerade war, vornüber und stürzte wie eine Lawine zurück in die Absenkung unter ihm. Auch Daniel verlor den Halt und fand sich kurz im freien Fall wieder, ehe er in den Tümpel unter sich stürzte. Kurz fühlte er ein fürchterliches Brennen, dann verlor er fast sofort das Bewusstsein, als sein Körper sich in Bahars Magensäure aufzulösen begann.

***

Bahar streckte sich kurz, wobei sich ihr Mageninhalt wieder ein wenig ausebnete und etwas von der eingeschlossenen Luft durch ihre Speiseröhre nach oben entwich. Sie ließ es in Form eines knappen Rülpsens, das sie gar nicht richtig zur Kenntnis nahm, durch ihre Lippen entweichen und begab sich dann wieder an ihren Text, wobei das Schicksal des Geschrumpften, der gerade in ihrem Magen vom übrigen Speisebrei begraben wurde und sich aufzulösen begann, ihr sowohl unbekannt als auch egal war.

Sie lernte noch etwa zwei Stunden, dann erhob sie sich mit einem erschöpften, aber auch zufriedenen Gähnen vom Schreibtisch, schaltete die Lampe aus und ging ins Badezimmer, wo sie sich noch kurz die Zähne putzte. Tief in ihrem Verdauungssystem wurden Daniels Überreste derweil mit einem leisen Gurgeln langsam mit dem übrigen Speisebrei in ihren Dünndarm geleitet. Dann ging sie kurz durch den Flur zu Julias Zimmer hinüber, aus dem immer noch Licht schien. Vorsichtig streckte sie noch einmal den Kopf hinein und blickte zu Julia, die es sich inzwischen im Bett gemütlich gemacht hatte und einen Roman las.

„Ich geh jetzt pennen. Gute Nacht.“ Erklärte Bahar kurz und gähnte demonstrativ.

Müde blickte Julia von ihrem Buch auf und lächelte warm. „Gute Nacht. Bis morgen.“

„Bis morgen.“ Klang es aus dem Flur zurück, dann verschwand ihre Mitbewohnerin in ihrem Zimmer, wo sie sich kurz ebenfalls noch ein paar Pyjamas anzog und ins Bett fallen ließ, ehe sie wenige Minuten später auch schon erschöpft eingeschlafen war.

Julia las währenddessen noch ein Kapitel ihres Romans zu Ende, bevor auch sie das Buch auf ihrem Nachttisch ablegte, das Licht ausschaltete und müde die weiche Decke über sich zog. Dann rollte sie sich schläfrig zusammen und war kurz darauf ebenfalls eingeschlafen.

Tief in den Körpern der jungen Frauen wanderten im Laufe der Nacht die verdauten Überreste der Geschrumpften weiter durch ihre Därme, wo sie weiter in ihre chemischen Bestandteile zerlegt und über die nächsten Stunden hinweg in ihre Blutkreisläufe resorbiert wurden. Dort wurden sie ihrer jeweiligen neuen Bestimmung zugeführt. Da Julia und Bahar schon schliefen, als dies geschah, wurde nicht sehr viel von dem, was einmal Felix, Daniel und Yannik gewesen war, direkt in Energie umgewandelt und verbrannt, sondern überwiegend erst einmal in den Fettpolstern an ihren Brüsten, Bäuchen und Pobacken eingelagert. Nur ein kleiner Teil von gänzlich unverdaulichen Überresten trieb schließlich am frühen Morgen durch die Tiefen ihrer Verdauungssysteme weiter auf die letzte Station ihrer Reise zu, als bereits wieder die ersten Lichtstrahlen durch die Fenster der WG in die Zimmer der beiden fielen.

Zu etwa demselben Zeitpunkt erklang aus Julias Handy auch ihr sanfter Wecker, den sie allerdings noch mehrfach auf stumm schaltete, ehe sie sich etwas später mit einem müden Gesichtsausdruck erhob. Als sie sich gähnend streckte, entwich auch ein leiser Pups zwischen ihren Pobacken, gefolgt von einer Zunahme des Druckgefühls in ihrem Enddarm, das ihr signalisierte, dass es wieder einmal an der Zeit war, auf Toilette zu gehen. Schlaftrunken erhob sich Julia, nahm ihr Handy und schlurfte ins Bad, wo sie ihre Pyjama-Shorts und Unterhose hinunterzog und sich mit ihren nackten Pobacken auf die Brille setzte. Während sie auf ihrem Handy ein paar Neuigkeiten auf ihren sozialen Netzwerken prüfte, pinkelte sie zunächst ausgiebig und ließ dann auch den Inhalt ihres Enddarms in das Wasser der Kloschüssel plumpsen – darunter auch die Überreste von Felix und Yannik. Nachdem sie ein cooles Foto von Bahar und ihren Kommilitonen von deren gestrigen Abend geliked hatte, furzte sie noch einmal und wischte sich dann gründlich ab, ehe sie das Klopapier ebenfalls in die Schüssel warf und beiläufig die Spülung betätigte. Dann wusch sie sich ausgiebig die Hände, machte sich noch ein wenig frisch und ging mit einem müden Gesichtsausdruck in die Küche, wo Bahar bereits am Frühstückstisch saß und eine Schüssel Müsli aß.

Die beiden begrüßten sich freundlich, bevor Julia sich eine Tasse Kaffee machte. Ein leises Knurren aus ihrem leeren Magen erinnerte sie daran, dass sie sich auch noch etwas Festes zum Frühstück machen sollte, ehe sie und Bahar sich auf den Weg in die Uni machten. Kurz steckte sie zwei Scheiben Brot in den Toaster und schob den Vorhang am Küchenfenster zur Seite. Zur ihrer Überraschung war es draußen noch deutlich heller, als sie gedacht hatte. Über Nacht hatte es wohl durchgeschneit und die Dächer und Straßen der Nachbarschaft waren wie am Morgen zuvor mit einer dicken weißen Schicht überzogen. Mit einem unschuldigen Lächeln wandte sie sich zu Bahar, die gerade auf ihrem Handy einige Nachrichten mit ihrem Freund austauschte und den Anblick noch gar nicht bemerkt hatte.

„Guck mal, hat wieder geschneit.“ Erklärte sie mit einer fast kindlichen Freude.

Bahar kaute schnell zu Ende und schluckte das Müsli hinunter. „Was?“ Dann erhob sie sich und ging ebenfalls zum Fenster. „Wow. Vielleicht bleibt’s ja diesmal liegen.“

„Wär schön.“ Antwortete Julia, deren fertiger Toast in diesem Augenblick, begleitet von einem metallischen Klacken, aus dem Toaster sprang. Während ihre Mitbewohnerin sich wieder an den Tisch setzte, ging Julia hinüber und bereitete kurz ihr Frühstück zu. Dann setzte sie sich ebenfalls an den Tisch, und während nach und nach der Toast mit Marmelade und der heiße Kaffee in ihren leeren Magen wanderten, unterhielt sie sich noch ein wenig mit Bahar und spürte, wie ihr Körper langsam wirklich erwachte.

Als die beiden fertig gefrühstückt hatten, ging Bahar ebenfalls kurz auf Toilette, wo sie nun die unverdaulichen Überreste ihres Abendessens ausschied. Den geschrumpften Daniel, vom dem ihr Verdauungssystem nur wenig übrig gelassen hatte und dessen kümmerliche Überreste tief in ihrem Stuhlgang eingebettet waren, hatte sie inzwischen völlig vergessen und sie würde auch nie wieder an ihn denken. Nachdem sie Daniels Reste in die Kanalisation geschickt und sich die Hände gewaschen hatte, ging sie zurück in die Küche, wo sie noch ein bisschen mit Julia plauderte. Einige Minuten später entschieden die beiden mit einem Blick auf die Uhr, schon die frühere Bahn zur Uni zu nehmen. Gestern war es nämlich aufgrund des Schnees bereits zu Verspätungen gekommen, was sie lieber vermeiden wollten. Dann verließen sie die Küche, zogen sich um und packten sich noch einmal warm ein.

Während Bahar bereits in der Tür stand und noch einmal auf ihrem Handy auf eine Nachricht ihres Freundes antwortete, ging Julia ein letztes Mal in die Küche und blickte kurz in ihre Kaffeetasse, die noch auf dem Frühstückstisch stand. Wie sie erwartet hatte, war ein kleiner Rest Kaffee darin verblieben.

„Kommst du?“ Fragte Bahar.

„Komme sofort.“ Antwortete Julia, führte die Tasse zu ihren Lippen und ließ den Rest des warmen Kaffees in ihren Mund gleiten. Dann schickte sie auch diesen mit einem großen Schluck hinunter und ging zu Bahar, ehe die beiden die Wohnungstür hinter sich abschlossen und nach draußen in den winterlichen Morgen gingen.


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